''Die Zuhörer lauschen leise Matthiessens tief gehender Musik.''



Thursday, April 23, 2009 
REVIEW - Leipiger Volkspost 23.04.2009
Viktoria Ludwig, Leipiger Volkspost 23.04.2009


Traurig-schön

Zwischen Klangcollage und Singer-Songwriting: Bernhard Eder, Noiserv und Lasse Matthiessen im Noch Besser Leben

Drei Männer und eine Gitarre. Mehr braucht es nicht in dem wie ein Wohnzimmer anmutenden Salon des Noch Besser Leben am Dienstagabend. Der eine heißt Bernhard Eder, der andere David Santos, nennt sich aber eigentlich Noiserv. Angepriesen als Elektro-Indie-Folk, entpuppt sich Santos als
Künstler der Klangcollagen. Sein Gesang ist eingebettet in Xylophon-Klänge,eine zupfende Gitarre und Melodika. Der Musiker erinnert an einen Jungen im Kindergarten, der jedes Spielzeug ausprobiert, dabei aber ganz und gar nicht kindisch wirkt, sondern vielmehr ein atmosphärisches Gesamtkunstwerk zaubert.

Der dritte im Bund hält sich für eine Weile versteckt im Publikum. Dann outet er sich: „Hallo, mein Name ist Lasse Matthiessen.“Wenn man ihn anschaut, dann sieht der Singer und Songwriter nicht so aus, wie seine Musik klingen soll. Eingekleidet in einen schwarzen Anzug hat er die Füße nebeneinander gestellt, als habe seine Mutter ihm die Sachen hingelegt und gesagt: „Junge, stell dich ordentlich hin.“ Seine Stimme ist stark, manchmal rauchig-tief, eigentlich zu gut für einen, der sich mit der Gitarre in der Hand auf einen staubigen Teppich stellt und in dem kleinen Saal seine Musik spielt, als gäbe es nichts Schöneres. Der Gesang ist präzise, klar und sicher, ein bisschen jazzig, aber keinesfalls verwaschen. Wenn Lasse Matthiessen seine perfekten Töne bildet, schließt er die Augen. Nach „Let The Dragons Fly“ und „The Noise“ folgt „Soon Is Spring“. „Das ist ein bisschen traurig“, bekennt der schöne Däne mit den Locken zurecht.

Die meisten seiner Lieder folgen einer Dramaturgie. Sie beginnen langsam, erreichen im zweiten Drittel ihren Höhepunkt und fallen urplötzlich wieder ab. Für „Stray Dog“ vom gleichnamigen Album nimmt Matthiessen die Mundharmonika dazu, und schon klingt es ein bisschen nach Country. Ja, zum Weinen traurig ist der Song. Schluchzend und tief atmend erinnert er spätestens jetzt an Rocky Votolato.

Die Zuhörer lauschen leise Matthiessens tief gehender Musik. Er lässt die Gefühle raus, manchmal schreiend, manchmal ganz sanft und leise. Nach neun bewegenden Liedern und einer Zugabe verbeugt sich der Künstler und
verschwindet ins Publikum. Jetzt ist er wieder einer der anderen.

Viktoria Ludwig, Leipiger Volkspost 23.04.2009